PSSM und andere Muskelstoffwechselerkrankungen bei Pferden
Vorbeugung und Behandlung
Muskuläre Erkrankungen bei Pferden werden als Myopathien bezeichnet. Das Wort kommt aus dem Griechischen und kann mit „Muskelerkrankung“ übersetzt werden. Die Spanne der muskulären Probleme beim Pferd ist groß. Einige davon sind nur von kurzer Dauer (z.B. Belastungsmyopathie) aber einige sind chronisch und werden autosomal dominant vererbt. (Das heißt, wenn beide Elternteile erkrankt sind wird es auch zu 100 % vererbt. Bei einem davon betroffenen Elternteil mit einer Wahrscheinlichkeit von 50%). Mittlerweile ist das PSSM nach dem Shivering eines der häufigsten muskulären Erkrankungen bei Pferden bzw. wird aufgrund einer unklaren Diagnostik als Verursacher zunächst ausgemacht.
Jeder aktive Sportreiter kennt die muskulären Probleme seines Pferdes nach einem anstrengenden Trainings- oder Turniertag. Selten sind es gleich massivere Probleme, sondern nur ein „Muskelkater“, wie wir Menschen ihn auch von uns kennen. Wird das Pferd nach großer Anstrengung entsprechend „nachtrainiert“ und die Fütterung angepasst, sind solche Phasen der Rekonvaleszenz auch ganz schnell wieder vorüber und das Pferd ist binnen kurzer Zeit wieder voll einsatzfähig. Dennoch gibt es auch muskuläre Probleme.
Bereits nach kurzer Reitsequenz zeigt das Pferd eine deutliche Bewegungsunlust und verweigert sich jeder Hilfengebung. Manche Pferde verweigern sich regelrecht unter dem Reiter – „sie gehen keinen Schritt mehr“ bzw. nur noch unter massivem Druck bzw. Gerteneinsatz. Andere Pferde schwitzen oder zittern plötzlich stark und die Atemfrequenz geht deutlich nach oben, obwohl noch keine intensive Bewegung stattgefunden hat (auch ein Magnesiummangel wäre bei solchen Symptomen denkbar). Andere Pferde zeigen leichte bis schwere Koliksymptome. Nicht immer steckt hinter diesen Anzeichen sofort eine Polysaccharid Speicher Myopathie (PSSM) oder Shivering, sondern ein durch Belastung ausgelöster Kreuzverschlag (Tying up). Dennoch ist diese meist durch vorausgegangene Belastung ausgelöste Zerstörung von Zellen der Skelettmuskulatur nicht weniger ernst zu nehmen. Leider werden die unterschiedlichen Erkrankungen oder Symptome oft in einen Topf geworfen, weil sie sich sehr ähnlich sind und leider fällt auch die Diagnose per Blutbild schwer. Manchmal sind mehrere Untersuchungen und eine eingehende Labordiagnostik nötig um z.B. PSSM, Shivering, Borreliose oder noch relativ unerforschte Muskelstoffwechselerkrankungen zu diagnostizieren bzw. voneinander zu unterscheiden.
Tying up
Das Tying up beschreibt eigentlich die bei Galopp- oder Trabrennpferden bekannte Feiertagskrankheit. Diese Pferde zeigten oft nach großer Belastung erst kolikartige Symptome und sind nicht selten tags darauf wieder leistungsunfähig. Oft über Monate hinweg, zeigen sie aber immer wieder Muskelsteifheiten, insbesondere in der Hinterhand. Eine Ursache dafür ist die trainingsbedingte Zerstörung der Muskelzellen, insbesondere in der Skelettmuskulatur, in Kombination mit einer nicht leistungsangepassten Kraftfutterfütterung. Hierbei handelt es sich nicht – wie gerne behauptet – um eine Übersäuerung der Muskulatur, sondern um eine aufgrund eines falschen Futter- und Bewegungsmanagements provoziertes Muskelzellensterben, das insbesondere das Entgiftungsorgan Niere in lebensbedrohliche Zustände versetzen kann (zu kohlenhydratreiches Futter, welches nicht auf den Bedarf angepasst wurde und ungleichmäßige körperliche Beanspruchung – z.B. anstrengende Tagesritte, Wochenendkurse, Distanzritte oder lange Transporte ohne Ruhepausen).
Diese Form des Kreuzverschlags wird gerne auch als „Tying up“ bezeichnet.
Kreuzverschlag beim Pferd
Eine Zerstörung der Muskel- oder anderen Körperzellenzellen muss nicht grundsätzlich ausschließlich trainingsbedingt sein. Auch durch Stress, Medikamente oder einem Trauma kann es zu einem überproportionalen Zellsterben kommen. Auch hier spricht man von einem Kreuzverschlag (paralytische Myoglobinurie) der einerseits belastungsindiziert (siehe Tying up) sowie nicht-belastungsindiziert sein kann(infektiös, toxisch, nutritiv oder metabolisch).
PSSM Typ 2 – Sporadic exertional rhabdomyolysis (SER)
Unter PSSM Typ 2 versteht man eine Form abnormer Kohlenhydratspeicherung ohne einen genetischen Defekt wie beim PSSM Typ 1. Das Tückische daran ist, dass bei dieser Form auch Muskelzellen ohne vorherige Belastung zerstört werden – hier ist aber die Symptomatik deutlich abgeschwächt (mangelnde Leistungsbereitschaft, selten Ganganomalie oder Muskelschwund). Vereinfacht gesagt werden aufgrund eines Defektes (der nur für den Typ 1 eindeutig geklärt ist) immer mehr Zuckermoleküle (Glykogen) aneinandergereiht, so dass diese von der Muskelzelle nicht mehr als Energielieferant genutzt werden kann. Soweit die frühere Version: Beim Typ 2 wird dieser Mechanismus aber mittlerweile stark bezweifelt. Heute geht man davon aus, dass eine negative Stickstoffbilanz (hoher Eiweißverbrauch und geringe Aufnahme) zu akuten Phasen eines Muskelschwundes führen kann. (Mittlerweile werden hier vier Varianten diskutiert PSSM Typ 2 P2 bis Px). Somit kann insbesondere unter Leistungsanforderung kein „Brennstoff“ für die Zelle nutzbar gemacht werden. Die Zelle wird zerstört und muss als Körpergift entsorgt werden (Muskelschmerzen, Muskelschwund (eher bei Typ 2) sowie massive Nierenbelastungen sind die Folge).
Polysaccharide storage myopathy (PSSM Typ 1) – Reccurent exertional rhabdomyolysis (RER)
Bei diesen beiden Muskelerkrankungen handelt es sich um chronische Verlaufsformen. RER beschreibt eine Störung in der Kalziumregulation der Muskulatur. Bis heute hat man aber noch nicht herausgefunden ob wirklich ein Gendefekt vorliegt. RER tritt in der Regel sporadisch auf. Stress oder/und Nervosität meist in Verbindung mit einer übertriebenen Fütterung scheinen den Ausbruch zu fördern. Leichte Verläufe werden in der Regel kaum bemerkt und als spontane Leistungsdefizite behandelt. Die Gefahr dabei ist, dass der Pferdebesitzer dazu neigt, die Kraftfuttermengen zu erhöhen und somit die Symptomatik verschlimmert. RER – Pferde können mit entsprechendem Trainings- und Futtermanagement gut eingestellt werden.
Bei PSSM Typ 1 handelt es sich um einen Gendefekt, der die Glykogene so aneinanderreiht, dass diese der Energieversorgung nicht mehr zur Verfügung stehen (abnorme Glykogenspeicherung). Am Ende werden durch diese fehlerhafte Energiebereitstellung die Muskelzellen zerstört. Diese erbliche Erkrankung wird insbesondere bei Quartern und Kaltblütern beobachtet. Da diese Erkrankung vererbt wird, trifft dies auch bei den Mischrassen zu (bei Kaltblütern schätzt man, dass bis zu 50 % der Pferde davon betroffen sind. Quarter-Horse-Pferde sollen mit 14 % diesen Defekt in sich tragen).
Auch bei Warmblütern wird diese Muskelerkrankung diagnostiziert – hier fehlen aber entsprechende Statistiken. PSSM-Pferde zeigen im Gegensatz zu RER-Pferden anfänglich ein eher energieloses Krankheitsbild. Diese Pferde wirken zunächst kraftlos, steif und bewegungsunlustig. (Bei einem akuten Kreuzverschlag können sich Pferde nicht mehr von der Stelle rühren). Es dauert oft lange, bis hier ein Krankheitsbild deutlich wird, da es sich um einen Dauerzustand handelt, dessen Symptomatik nicht deutlich ausgeprägt ist. Dennoch können sich diese bei falschem Futter- und Trainingsmanagement so verstärken, dass lebensbedrohliche Schübe entstehen.
Anders als beim PSSM Typ 2 Pferden ist hier die Reduktion von Zucker zielführend, um Symptome zu lindern. Inwieweit bei diesen Pferden eine Reduktion von chromhaltigen Futtermitteln sinnvoll erscheint (wenn überhaupt möglich) erscheint absolut fraglich.
Symptome:
- Lahmheit und Steifheit besonders in den ersten Minuten der Arbeit, totale Bewegungsverweigerung, Zittern nach leichter Anstrengung
- kolikartige Symptome – insbesondere immer wieder an sogenannten „Stehtagen“
- sägebockartige Haltung (reheähnliche Symptome)
- Muskelabbau (abrupter Abbau insbesondere bei Typ 2)
- starkes Schwitzen
- Berührungsempfindlichkeit
- Lahmheit
- Blutuntersuchung: Häufig stark erhöhter CK
Diagnose PSSM beim Pferd
Nachdem bei allen Myopathien die Symptome sehr ähnlich sind fällt die Diagnose oft schwer. Leider wird auch oft sehr unsauber oder nicht umfangreich genug geprüft, welche Form einer Myopathie am Ende vorliegt. Erste Hinweise auf eine Muskelerkrankung geben die Creatin-Kinase-Enzyme (CK) im Blutplasma. Der Normalwert liegt hier in der Regel bis maximal 400 U/l. Werden nur 20 Gramm Muskelmasse durch die Muskelerkrankung zerstört erhöht sich die Plasmakonzentration des CK um das 4 bis 5 – fache. Wird also ein hoher CK-Wert festgestellt kann nicht automatisch auf eine Muskelerkrankung rückgeschlossen werden, insbesondere dann, wenn das Pferd in den letzten 12 Stunden vor der Blutentnahme geritten wurde. Es reicht oft bereits ein unpassender Sattel um den CK – Wert zu erhöhen. Schwere Verlaufsformen setzen bei der Zerstörung von Muskelzellen auch das Muskeleiweiß Myoglobin (Farbstoff) frei. Dies zeigt sich dann im Urin, da Myoglobin über die Niere ausgeschieden wird (roter bis brauner Urin – deutlich sichtbar bei schweren Kreuzverschlägen). Myoglobin ist stark toxisch und kann zu irreversiblen Nierenschäden führen. (Urinteststreifen können diese Myoglobine nachweisen – +4 entspricht einer zerstörten Muskelmasse von ca. 200 Gramm). In den meisten Fällen wird daher eine Biopsie des Muskelgewebes Klarheit über die eigentliche Form der Muskelerkrankung geben. Für die Diagnose des PSSM Typ 2 werden ca. je 1 cm³ Muskelgewebe aus der Sitzbeinmuskulatur und bei RER aus der Zwischenrippenmuskulatur benötigt. Diesen Eingriff scheuen viele Pferdebesitzer (PSSM Typ 1 kann mittlerweile anhand von Blut- oder Haarproben nachgewiesen werden). Im Hinblick auf den hohen Grad der Vererbbarkeit sollte dieser Test eigentlich für Zuchtstuten und -hengste zur Verpflichtung werden. Auf jeden Fall nimmt der verantwortungsvolle Züchter solche Tiere aus der Zucht und informiert die Besitzer der verkauften Fohlen.
Vorbeugung von Kreuzverschlägen (Tying up)
Kreuzverschläge sind immer lebensbedrohliche Zustände und diese Pferde sollten daher grundsätzlich vom Tierarzt erstversorgt werden. Bei einem akuten Kreuzverschlag wurden ja in erster Linie die Fehler bereits im Vorfeld gemacht und neben einer auf jeden Fall anzuratenden tierärztlichen Erstversorgung, kann mittels Billy´s Nierenkräuter insbesondere die Niere (Abbau der Stoffwechselgifte) und die Muskelzelle durch Selen plus E von Natural Horse Care oder Billy´s Selen in seiner Erneuerung ernährungsphysiologisch unterstützt werden. Um Kreuzverschläge zu vermeiden, sind die massive kohlenhydratreiche Fütterung (nicht leistungsangepasste Fütterung) und das Training vor und nach einem Wettbewerb fließend anzupassen. Die regelmäßige Versorgung mit Elektrolyten (z.B. EquiPower-Elektrolyt liquid, EQUIPUR-elektrolyt plus) vermeidet ebenso im Vorfeld eine „Entwässerung“ der Zellen. Klären Sie ab, inwieweit ein massiver Magnesium- oder Selenmangel für Kreuzverschlags ähnliche Symptome verantwortlich gemacht werden kann.
Fütterung und Training bei PSSM
Bei PSSM Typ 1 und Typ 2 sind die Vorkehrungen sehr ähnlich, da die Symptomatik letztendlich kaum auseinander zu halten ist. Beide Verläufe haben in erster Linie ihren Auslöser in den genetisch unterschiedlichen Defekten mit dennoch ähnlichen Symptomen. Trotzdem ist man sich einig, das erst mit dem falschen Futter- und Trainingsmanagement erhebliche gesundheitliche Störungen auftreten. Im täglichen Umgang bzw. im Training gilt es zu vermeiden, dass es in den ersten 15 bis 30 Minuten zu einem „fehlerhaften“ Zugriff auf das Glykogen kommt (PSSM Typ 1). Werden solche Pferde bedarfsgerecht versorgt und die Kraftfuttermahlzeiten an die Leistung des Pferdes angepasst gestaltet, kann diese Stoffwechselentgleisung weitestgehend vermieden werden, wenn in dieser Zeit das Pferd ohne Druck, Widerstand und Diskussion auf „Temperatur“ gebracht wird. Im Anschluss dieser 15 bis 30 Minuten ruhigen Phase sind auch solche Pferde weitestgehend voll einsetzbar. Unterstützt werden können Pferde mit PSSM auch mit entsprechend hohen Dosen an dem Spurenelement Selen, Vitamin E und der Aminosäure Lysin (Selen plus E oder Billy`s Selen). Bei Pferden, die tendenziell nervöser sind oder gerade bei Trainingsbeginn auch Muskelzittern zeigen, sollte zusätzlich das EQUIPUR-tryptomag, Billy´s Magnesium gefüttert werden.
Bei allen Pferden ist gerade auch in den trainingsintensiven Zeiten eine angepasste und optimale Versorgung mittels hochwertiger Spurenelemente und anderer wichtiger Vitalstoffe unabdingbar (Mineral Plus von Natural Horse Care). In den meisten Fällen einer akuten Stoffwechselentgleisung geht der Muskelerkrankung bereits hier eine nicht ausreichende oder falsche Versorgung voraus.
Chromfütterung bei Pferden mit PSSM:
Wie immer hält sich nichts länger als ein Gerücht. Ohne jetzt im Detail auf die Chromfütterung einzugehen ist das Netz mittlerweile voll von „angstmachenden“ Warnungen der Chromfütterung bei Pferden mit PSSM – unwissend der Inhalt der Futtermittel welche Pferde hauptsächlich einnehmen. Schuld daran sind auch zweifelhafte Aussagen in diversen Studien zu diesem Thema. Nachdem Chrom III am Insulinstoffwechsel und somit an der Reduzierung des Blutzuckerspiegels beteiligt ist, gehen einige Quellen davon aus, dass PSSM-Pferde eher chromreduziert gefüttert werden sollten. Also jene Fütterung, die am Ende auch für die Entstehung des EMS (Diabetes Typ 2) am Pferd mitverantwortlich gemacht wird. Ich sehe hierin den therapeutisch völlig falschen Ansatz. PSSM „vermeiden“ und ein EMS-Problem hinfüttern?? Bei Durchsicht internationaler Nährwerttabellen wird deutlich, wie schwer es überhaupt ist zuverlässige Quellen über Chromgehalte zu finden (Angaben je 100 Gramm)und wie unsinnig die derzeit bekannte „roten Listen“ sind:
Der Tagebedarf an dreiwertigem Chrom eines Pferdes wird je nach Quelle auf ca. 1,5 bis 5 mcg je kg LM geschätzt (Quellen diesbezüglich sind sehr unterschiedlich). Die Resorptionsquote bei in Pflanzen enthaltenen Chrom liegt bei 0,5 bis 3 %, Sehr schnell wird deutlich, dass die natürlichen Chromgehalte z.B. von Artischocke erst Einfluss auf den Insulinstoffwechsel (positiv wie negativ) nehmen können, wenn diese kiloweise täglich verfüttert werden.
Reis | 10,3 | mcg |
Dill | 39,9 | mcg |
Karotten | 66,0 | mcg |
Hafer | 13,0 | mcg |
Gurke | 32,0 | mcg |
Johannisbrot | 10,0 bis 50,0 | mcg |
Artischocke | 13,00 bis 100,0 | mcg |
Bierhefe | 15,0 (nicht 200 mcg wie gerne behauptet) | mcg |
(Einen Teil dieser Ergebnisse haben wir durch eigene Labore ermitteln lassen.)
PSSM und andere Muskelstoffwechselerkrankungen bei Pferden
Vorbeugung und Behandlung
Muskuläre Erkrankungen bei Pferden werden als Myopathien bezeichnet. Das Wort kommt aus dem Griechischen und kann mit „Muskelerkrankung“ übersetzt werden. Die Spanne der muskulären Probleme beim Pferd ist groß. Einige davon sind nur von kurzer Dauer (z.B. Belastungsmyopathie) aber einige sind chronisch und werden autosomal dominant vererbt. (Das heißt, wenn beide Elternteile erkrankt sind wird es auch zu 100 % vererbt. Bei einem davon betroffenen Elternteil mit einer Wahrscheinlichkeit von 50%). Mittlerweile ist das PSSM nach dem Shivering eines der häufigsten muskulären Erkrankungen bei Pferden bzw. wird aufgrund einer unklaren Diagnostik als Verursacher zunächst ausgemacht.
Jeder aktive Sportreiter kennt die muskulären Probleme seines Pferdes nach einem anstrengenden Trainings- oder Turniertag. Selten sind es gleich massivere Probleme, sondern nur ein „Muskelkater“, wie wir Menschen ihn auch von uns kennen. Wird das Pferd nach großer Anstrengung entsprechend „nachtrainiert“ und die Fütterung angepasst, sind solche Phasen der Rekonvaleszenz auch ganz schnell wieder vorüber und das Pferd ist binnen kurzer Zeit wieder voll einsatzfähig. Dennoch gibt es auch muskuläre Probleme.
Bereits nach kurzer Reitsequenz zeigt das Pferd eine deutliche Bewegungsunlust und verweigert sich jeder Hilfengebung. Manche Pferde verweigern sich regelrecht unter dem Reiter – „sie gehen keinen Schritt mehr“ bzw. nur noch unter massivem Druck bzw. Gerteneinsatz. Andere Pferde schwitzen oder zittern plötzlich stark und die Atemfrequenz geht deutlich nach oben, obwohl noch keine intensive Bewegung stattgefunden hat (auch ein Magnesiummangel wäre bei solchen Symptomen denkbar). Andere Pferde zeigen leichte bis schwere Koliksymptome. Nicht immer steckt hinter diesen Anzeichen sofort eine Polysaccharid Speicher Myopathie (PSSM) oder Shivering, sondern ein durch Belastung ausgelöster Kreuzverschlag (Tying up). Dennoch ist diese meist durch vorausgegangene Belastung ausgelöste Zerstörung von Zellen der Skelettmuskulatur nicht weniger ernst zu nehmen. Leider werden die unterschiedlichen Erkrankungen oder Symptome oft in einen Topf geworfen, weil sie sich sehr ähnlich sind und leider fällt auch die Diagnose per Blutbild schwer. Manchmal sind mehrere Untersuchungen und eine eingehende Labordiagnostik nötig um z.B. PSSM, Shivering, Borreliose oder noch relativ unerforschte Muskelstoffwechselerkrankungen zu diagnostizieren bzw. voneinander zu unterscheiden.
Tying up
Das Tying up beschreibt eigentlich die bei Galopp- oder Trabrennpferden bekannte Feiertagskrankheit. Diese Pferde zeigten oft nach großer Belastung erst kolikartige Symptome und sind nicht selten tags darauf wieder leistungsunfähig. Oft über Monate hinweg, zeigen sie aber immer wieder Muskelsteifheiten, insbesondere in der Hinterhand. Eine Ursache dafür ist die trainingsbedingte Zerstörung der Muskelzellen, insbesondere in der Skelettmuskulatur, in Kombination mit einer nicht leistungsangepassten Kraftfutterfütterung. Hierbei handelt es sich nicht – wie gerne behauptet – um eine Übersäuerung der Muskulatur, sondern um eine aufgrund eines falschen Futter- und Bewegungsmanagements provoziertes Muskelzellensterben, das insbesondere das Entgiftungsorgan Niere in lebensbedrohliche Zustände versetzen kann (zu kohlenhydratreiches Futter, welches nicht auf den Bedarf angepasst wurde und ungleichmäßige körperliche Beanspruchung – z.B. anstrengende Tagesritte, Wochenendkurse, Distanzritte oder lange Transporte ohne Ruhepausen).
Diese Form des Kreuzverschlags wird gerne auch als „Tying up“ bezeichnet.
Kreuzverschlag beim Pferd
Eine Zerstörung der Muskel- oder anderen Körperzellenzellen muss nicht grundsätzlich ausschließlich trainingsbedingt sein. Auch durch Stress, Medikamente oder einem Trauma kann es zu einem überproportionalen Zellsterben kommen. Auch hier spricht man von einem Kreuzverschlag (paralytische Myoglobinurie) der einerseits belastungsindiziert (siehe Tying up) sowie nicht-belastungsindiziert sein kann(infektiös, toxisch, nutritiv oder metabolisch).
PSSM Typ 2 – Sporadic exertional rhabdomyolysis (SER)
Unter PSSM Typ 2 versteht man eine Form abnormer Kohlenhydratspeicherung ohne einen genetischen Defekt wie beim PSSM Typ 1. Das Tückische daran ist, dass bei dieser Form auch Muskelzellen ohne vorherige Belastung zerstört werden – hier ist aber die Symptomatik deutlich abgeschwächt (mangelnde Leistungsbereitschaft, selten Ganganomalie oder Muskelschwund). Vereinfacht gesagt werden aufgrund eines Defektes (der nur für den Typ 1 eindeutig geklärt ist) immer mehr Zuckermoleküle (Glykogen) aneinandergereiht, so dass diese von der Muskelzelle nicht mehr als Energielieferant genutzt werden kann. Soweit die frühere Version: Beim Typ 2 wird dieser Mechanismus aber mittlerweile stark bezweifelt. Heute geht man davon aus, dass eine negative Stickstoffbilanz (hoher Eiweißverbrauch und geringe Aufnahme) zu akuten Phasen eines Muskelschwundes führen kann. (Mittlerweile werden hier vier Varianten diskutiert PSSM Typ 2 P2 bis Px). Somit kann insbesondere unter Leistungsanforderung kein „Brennstoff“ für die Zelle nutzbar gemacht werden. Die Zelle wird zerstört und muss als Körpergift entsorgt werden (Muskelschmerzen, Muskelschwund (eher bei Typ 2) sowie massive Nierenbelastungen sind die Folge).
Polysaccharide storage myopathy (PSSM Typ 1) – Reccurent exertional rhabdomyolysis (RER)
Bei diesen beiden Muskelerkrankungen handelt es sich um chronische Verlaufsformen. RER beschreibt eine Störung in der Kalziumregulation der Muskulatur. Bis heute hat man aber noch nicht herausgefunden ob wirklich ein Gendefekt vorliegt. RER tritt in der Regel sporadisch auf. Stress oder/und Nervosität meist in Verbindung mit einer übertriebenen Fütterung scheinen den Ausbruch zu fördern. Leichte Verläufe werden in der Regel kaum bemerkt und als spontane Leistungsdefizite behandelt. Die Gefahr dabei ist, dass der Pferdebesitzer dazu neigt, die Kraftfuttermengen zu erhöhen und somit die Symptomatik verschlimmert. RER – Pferde können mit entsprechendem Trainings- und Futtermanagement gut eingestellt werden.
Bei PSSM Typ 1 handelt es sich um einen Gendefekt, der die Glykogene so aneinanderreiht, dass diese der Energieversorgung nicht mehr zur Verfügung stehen (abnorme Glykogenspeicherung). Am Ende werden durch diese fehlerhafte Energiebereitstellung die Muskelzellen zerstört. Diese erbliche Erkrankung wird insbesondere bei Quartern und Kaltblütern beobachtet. Da diese Erkrankung vererbt wird, trifft dies auch bei den Mischrassen zu (bei Kaltblütern schätzt man, dass bis zu 50 % der Pferde davon betroffen sind. Quarter-Horse-Pferde sollen mit 14 % diesen Defekt in sich tragen).
Auch bei Warmblütern wird diese Muskelerkrankung diagnostiziert – hier fehlen aber entsprechende Statistiken. PSSM-Pferde zeigen im Gegensatz zu RER-Pferden anfänglich ein eher energieloses Krankheitsbild. Diese Pferde wirken zunächst kraftlos, steif und bewegungsunlustig. (Bei einem akuten Kreuzverschlag können sich Pferde nicht mehr von der Stelle rühren). Es dauert oft lange, bis hier ein Krankheitsbild deutlich wird, da es sich um einen Dauerzustand handelt, dessen Symptomatik nicht deutlich ausgeprägt ist. Dennoch können sich diese bei falschem Futter- und Trainingsmanagement so verstärken, dass lebensbedrohliche Schübe entstehen.
Anders als beim PSSM Typ 2 Pferden ist hier die Reduktion von Zucker zielführend, um Symptome zu lindern. Inwieweit bei diesen Pferden eine Reduktion von chromhaltigen Futtermitteln sinnvoll erscheint (wenn überhaupt möglich) erscheint absolut fraglich.
Symptome:
- Lahmheit und Steifheit besonders in den ersten Minuten der Arbeit, totale Bewegungsverweigerung, Zittern nach leichter Anstrengung
- kolikartige Symptome – insbesondere immer wieder an sogenannten „Stehtagen“
- sägebockartige Haltung (reheähnliche Symptome)
- Muskelabbau (abrupter Abbau insbesondere bei Typ 2)
- starkes Schwitzen
- Berührungsempfindlichkeit
- Lahmheit
- Blutuntersuchung: Häufig stark erhöhter CK
Diagnose PSSM beim Pferd
Nachdem bei allen Myopathien die Symptome sehr ähnlich sind fällt die Diagnose oft schwer. Leider wird auch oft sehr unsauber oder nicht umfangreich genug geprüft, welche Form einer Myopathie am Ende vorliegt. Erste Hinweise auf eine Muskelerkrankung geben die Creatin-Kinase-Enzyme (CK) im Blutplasma. Der Normalwert liegt hier in der Regel bis maximal 400 U/l. Werden nur 20 Gramm Muskelmasse durch die Muskelerkrankung zerstört erhöht sich die Plasmakonzentration des CK um das 4 bis 5 – fache. Wird also ein hoher CK-Wert festgestellt kann nicht automatisch auf eine Muskelerkrankung rückgeschlossen werden, insbesondere dann, wenn das Pferd in den letzten 12 Stunden vor der Blutentnahme geritten wurde. Es reicht oft bereits ein unpassender Sattel um den CK – Wert zu erhöhen. Schwere Verlaufsformen setzen bei der Zerstörung von Muskelzellen auch das Muskeleiweiß Myoglobin (Farbstoff) frei. Dies zeigt sich dann im Urin, da Myoglobin über die Niere ausgeschieden wird (roter bis brauner Urin – deutlich sichtbar bei schweren Kreuzverschlägen). Myoglobin ist stark toxisch und kann zu irreversiblen Nierenschäden führen. (Urinteststreifen können diese Myoglobine nachweisen – +4 entspricht einer zerstörten Muskelmasse von ca. 200 Gramm). In den meisten Fällen wird daher eine Biopsie des Muskelgewebes Klarheit über die eigentliche Form der Muskelerkrankung geben. Für die Diagnose des PSSM Typ 2 werden ca. je 1 cm³ Muskelgewebe aus der Sitzbeinmuskulatur und bei RER aus der Zwischenrippenmuskulatur benötigt. Diesen Eingriff scheuen viele Pferdebesitzer (PSSM Typ 1 kann mittlerweile anhand von Blut- oder Haarproben nachgewiesen werden). Im Hinblick auf den hohen Grad der Vererbbarkeit sollte dieser Test eigentlich für Zuchtstuten und -hengste zur Verpflichtung werden. Auf jeden Fall nimmt der verantwortungsvolle Züchter solche Tiere aus der Zucht und informiert die Besitzer der verkauften Fohlen.
Vorbeugung von Kreuzverschlägen (Tying up)
Kreuzverschläge sind immer lebensbedrohliche Zustände und diese Pferde sollten daher grundsätzlich vom Tierarzt erstversorgt werden. Bei einem akuten Kreuzverschlag wurden ja in erster Linie die Fehler bereits im Vorfeld gemacht und neben einer auf jeden Fall anzuratenden tierärztlichen Erstversorgung, kann mittels Billy´s Nierenkräuter insbesondere die Niere (Abbau der Stoffwechselgifte) und die Muskelzelle durch Selen plus E von Natural Horse Care oder Billy´s Selen in seiner Erneuerung ernährungsphysiologisch unterstützt werden. Um Kreuzverschläge zu vermeiden, sind die massive kohlenhydratreiche Fütterung (nicht leistungsangepasste Fütterung) und das Training vor und nach einem Wettbewerb fließend anzupassen. Die regelmäßige Versorgung mit Elektrolyten (z.B. EquiPower-Elektrolyt liquid, EQUIPUR-elektrolyt plus) vermeidet ebenso im Vorfeld eine „Entwässerung“ der Zellen. Klären Sie ab, inwieweit ein massiver Magnesium- oder Selenmangel für Kreuzverschlags ähnliche Symptome verantwortlich gemacht werden kann.
Fütterung und Training bei PSSM
Bei PSSM Typ 1 und Typ 2 sind die Vorkehrungen sehr ähnlich, da die Symptomatik letztendlich kaum auseinander zu halten ist. Beide Verläufe haben in erster Linie ihren Auslöser in den genetisch unterschiedlichen Defekten mit dennoch ähnlichen Symptomen. Trotzdem ist man sich einig, das erst mit dem falschen Futter- und Trainingsmanagement erhebliche gesundheitliche Störungen auftreten. Im täglichen Umgang bzw. im Training gilt es zu vermeiden, dass es in den ersten 15 bis 30 Minuten zu einem „fehlerhaften“ Zugriff auf das Glykogen kommt (PSSM Typ 1). Werden solche Pferde bedarfsgerecht versorgt und die Kraftfuttermahlzeiten an die Leistung des Pferdes angepasst gestaltet, kann diese Stoffwechselentgleisung weitestgehend vermieden werden, wenn in dieser Zeit das Pferd ohne Druck, Widerstand und Diskussion auf „Temperatur“ gebracht wird. Im Anschluss dieser 15 bis 30 Minuten ruhigen Phase sind auch solche Pferde weitestgehend voll einsetzbar. Unterstützt werden können Pferde mit PSSM auch mit entsprechend hohen Dosen an dem Spurenelement Selen, Vitamin E und der Aminosäure Lysin (Selen plus E oder Billy`s Selen). Bei Pferden, die tendenziell nervöser sind oder gerade bei Trainingsbeginn auch Muskelzittern zeigen, sollte zusätzlich das EQUIPUR-tryptomag, Billy´s Magnesium gefüttert werden.
Bei allen Pferden ist gerade auch in den trainingsintensiven Zeiten eine angepasste und optimale Versorgung mittels hochwertiger Spurenelemente und anderer wichtiger Vitalstoffe unabdingbar (Mineral Plus von Natural Horse Care). In den meisten Fällen einer akuten Stoffwechselentgleisung geht der Muskelerkrankung bereits hier eine nicht ausreichende oder falsche Versorgung voraus.
Chromfütterung bei Pferden mit PSSM:
Wie immer hält sich nichts länger als ein Gerücht. Ohne jetzt im Detail auf die Chromfütterung einzugehen ist das Netz mittlerweile voll von „angstmachenden“ Warnungen der Chromfütterung bei Pferden mit PSSM – unwissend der Inhalt der Futtermittel welche Pferde hauptsächlich einnehmen. Schuld daran sind auch zweifelhafte Aussagen in diversen Studien zu diesem Thema. Nachdem Chrom III am Insulinstoffwechsel und somit an der Reduzierung des Blutzuckerspiegels beteiligt ist, gehen einige Quellen davon aus, dass PSSM-Pferde eher chromreduziert gefüttert werden sollten. Also jene Fütterung, die am Ende auch für die Entstehung des EMS (Diabetes Typ 2) am Pferd mitverantwortlich gemacht wird. Ich sehe hierin den therapeutisch völlig falschen Ansatz. PSSM „vermeiden“ und ein EMS-Problem hinfüttern?? Bei Durchsicht internationaler Nährwerttabellen wird deutlich, wie schwer es überhaupt ist zuverlässige Quellen über Chromgehalte zu finden (Angaben je 100 Gramm)und wie unsinnig die derzeit bekannte „roten Listen“ sind:
Der Tagebedarf an dreiwertigem Chrom eines Pferdes wird je nach Quelle auf ca. 1,5 bis 5 mcg je kg LM geschätzt (Quellen diesbezüglich sind sehr unterschiedlich). Die Resorptionsquote bei in Pflanzen enthaltenen Chrom liegt bei 0,5 bis 3 %, Sehr schnell wird deutlich, dass die natürlichen Chromgehalte z.B. von Artischocke erst Einfluss auf den Insulinstoffwechsel (positiv wie negativ) nehmen können, wenn diese kiloweise täglich verfüttert werden.
Reis | 10,3 | mcg |
Dill | 39,9 | mcg |
Karotten | 66,0 | mcg |
Hafer | 13,0 | mcg |
Gurke | 32,0 | mcg |
Johannisbrot | 10,0 bis 50,0 | mcg |
Artischocke | 13,00 bis 100,0 | mcg |
Bierhefe | 15,0 (nicht 200 mcg wie gerne behauptet) | mcg |
(Einen Teil dieser Ergebnisse haben wir durch eigene Labore ermitteln lassen.)
- 08065-909090
- info@tinker-mooshof.de
- Innerthann 1, 83104 Tuntenhausen